20240502

Es ist ja so, dass vieles nicht an einem bestimmten Punkt zu Ende geht. Das ist für uns kapitalistisch sozialisierte Menschleins mitunter schwer zu verkraften, denn wir hätten unheimlich gern zu jeder Sachlage und jedem Diskussionsobjekt einen Zeitpunkt festgelegt, zu dem sie abrechenbar, abheftbar, ablegbar geworden sind.

Zu unserer Verteidigung ist wohl anzuführen, dass wir eben Beginn und Ende unserer eigenen Existenz recht eindeutig markieren können. Eben war da noch ein runder Kugelbauch einer mehr oder weniger beseelt lächelnden Frau und wenig später ist da ein verknautschtes Würmchen, das zuckt und schreit und schläft. Oder aber, noch eindrücklicher, ein Mensch bewegt sich von selbst und isst und atmet und kurz darauf liegt er da wie die Materie, die er ist und alles Leben ist von ihm gewichen, als wäre es nie gewesen. Doch selbst diese scheinbar unmittelbaren Umsprünge sind ja in Wahrheit Prozesse, das Würmchen wächst langsam im Bauch der Frau heran, der kranke oder alte Mensch baut langsam ab und büßt immer mehr seiner Fähigkeiten ein.

Der Prozess also, jedem Prozess des Lebens, des Seins, dem schaut man dann eben zu, dem wohnt man bei. In der Illusion, ihn steuern zu können, in der Verantwortung, ihn befördern zu müssen, in der Demut, ihn nur begleiten zu dürfen. Auch die Erkenntnisse über diese Umstände sind ein Prozess, laufen nebenher mehr oder weniger erfolgreich mit und haben unmittelbaren Einfluss auf den Grundprozess, darauf, wie gut oder schlecht er gelingt.

Erst im Nachhinein bemerkt man dann oft: Ab da war alles anders. Das hat alles verändert. Dieser kleine Aspekt. Der vielleicht vorher gar nicht so bedeutsam gewesen wäre, wenn nicht vorher diese Entwicklung oder jene Erfahrung darauf vorbereitet hätte.

Und da ja niemals etwas wirklich endet, sondern immer nur in einen anderen Zustand übergeht, ist es mit den Anfängen natürlich genau dasselbe.