20241004

Die Tage fliegen nur so dahin, ständig habe ich die Bibelformulierung im Kopf, aus Abend und Morgen wird immer wieder der nächste Tag und der nächste und der nächste, aus den Routinen des Morgens und des Tages und des Abends, immer schneller und schneller, kaum ist es Montag, ist es auch schon Mittwoch, ist es auch schon wieder Freitag.

„Bis dahin ist ja noch viel Zeit“ ist immer eine Illusion, wenn Pläne nicht konkret mit Daten und teilnehmenden Personen und Tagesordnungen gefasst werden, entwickeln sie sich nicht, das weiß ich inzwischen sehr sicher und beobachte von der Seitenlinie die diversen Vorhaben und Ausblicke, die v.a. im beruflichen Kontext besprochen werden, und beobachte ihr Scheitern, ihr Untergehen im Strudel des Alltags, im Sog jener Pläne, die bereits mit Daten und ausführenden Personen und einzuhaltenden Fristen festgelegt sind. Es ärgert mich fast ein bisschen, dass Führungen annehmen können, wir hätten noch Zeit für Nebeng’schäftl’n, denn der Sog ist stark und viel zu wenige Personen stemmen sich ihm entgegen. Deshalb gibt es auch eine Übereinkunft, dass dem Reden über diese Pläne etwas Zeit eingeräumt wird, damit es die Illusion gibt, wir hätten Ressourcen für zielgerichtete Weiterentwicklung. Zuviel darf ich in solchen Sitzungen allerdings nicht sein, sonst laufe ich Gefahr herumzumotzen und aus der Rolle zu fallen.

Ich lese „Erzählende Affen“ und es macht viel Spaß, im popkulturellen Plauderton über die Geschichten nachzudenken, die wir uns über uns selbst und die Welt erzählen. Es könnte revolutionär sein, dieses Buch oder es möchte vielleicht revolutionär sein, aber dennoch bleibt der selbstreflexive Gestus dann doch immer im Türrahmen stehen und denkt über die Bedingungen der eigenen Existenz doch nicht so ganz genau nach.

Die Differenzierung zwischen Helden- (solitär, kompetitiv geprägt) und Heldinnenreise (kommunal, kooperativ) scheint mir reichlich willkürlich, denn das sind Abstufungen und das Thema der Überwindung eines antagonistischen Faktors außerhalb des Helden oder der Heldin selbst bleibt ja. Ich frage mich, ob das wirklich DAS universelle Thema des Menschseins ist. Mir kommt vor, dass ich in meinem Leben immer vor allem mich selbst überwinden musste.

Letztlich suche ich ja in diesen Büchern immer danach, wie ich über diese sterbende Welt nachdenken kann, aber da scheint sich keine Idee aufzutun, das reflektiert dieses Buch seltsamerweise auch nur zum Teil. Die Hoffnung ist jedenfalls das letzte, das am Grund der Büchse der Pandora übrigbleibt, das war mir aus dem Mythos nicht mehr bewusst, aber wenn es so ist, bleibt uns das jedenfalls. Und ganz fertig bin ich ja noch nicht, nicht mit dem Buch, nicht mit dem Leben, nicht mit der Hoffnung.

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