20241005

Wir haben keine Probleme mit Ausländern.

Wir haben Probleme mit Anhängern eines religiösen Fundamentalismus, die im Namen ihres Glaubens Menschen in Würdige und Unwürdige einteilen und schlimmstenfalls sogar willkürlich verletzen und ermorden.

Wir haben Probleme mit Menschen, die die Landessprache nicht gut genug sprechen.

Wir haben Probleme, den Kindern dieser Menschen die Landessprache gut genug beizubringen, weil wir Probleme in Schulen haben, die folgen aus der Tatsache, dass in manchen Schulen nur Kinder aus österreichischen Familien und in anderen Schulen Kinder aus Familien aus aller Welt zusammengezogen sind, aufgrund der Zusammensetzung der Wohnbevölkerung und aufgrund der Struktur der Schultypen.

Daraus folgt, dass wir Probleme am Arbeitsmarkt haben, wenn manche Menschen aufgrund von Sprachdefiziten und Schulbiografien ihr Potential nicht ausschöpfen können und nicht gut genug qualifiziert sind.

Das sind so die wichtigsten Probleme, die mir einfallen.

Hundertfach, tausendfach analysiert, the scapegoat, es geht gar nicht um die Ausländer, sondern um einen Elitenhass, sagte gestern T., aber auch das scheint mir verkürzt. Es ist eine Angst vor der Macht anderer, das Erlebnis der eigenen Machtlosigkeit, des Ausgeliefertseins. T. sagte auch, der Topos, der ihm immer wieder begegnet in Gesprächen mit der Generation über uns, sei der des „So kann es nicht weitergehen, das System muss knicken/brechen/kippen, so wie wir leben, ist es nicht nachhaltig“. Eigentlich ja eine sehr zutreffende Beschreibung der Wirklichkeit, wenn man in den Dimensionen der Klimakrise denkt. Nur die Antworten fehlen. Es gibt keine Antworten. Keine Alternative. Sie wurde noch nicht erzählt. Ein Diskurs des Verzichts, des Verbots, der Einschränkung, wie er den Grünen zugeschrieben wird, hat als Ausweg schon mal nicht funktioniert.

Wir müssten uns ja auch selbstkritisch betrachten in diesem Sinne. Wir Bobos. Wir haben unsere Kinder auch auf die entsprechenden Schulen geschickt. Wir fliegen mal eben nach irgendwohin. Wir verbrauchen in unserem Alltag auch die Ressourcen, als wären sie unendlich vorhanden. Wir sind eigentlich die gut gebildete Elite und stehen genauso wie alle anderen wie die Kuh vorm Scheunentor, nur für Menschenhass haben wir nichts übrig, weil wir singen gemeinsam und das ist erhebend und schön.

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