Schwarzer Stern

Ich darf eine halbe Stunde nichts essen und trinken, um mich vom Kaffeedurst und vom ekligen Geschmack des Mittels in meinem Mund abzulenken, hier ein kleines Update. Froh kann man sein, wenn man im fortgeschrittenen Alter beim Zahnarzt in 10 Minuten fertig ist. „Die Füllungen sind in Ordnung, der Weisheitszahn rechts unten ist nie ganz herausgekommen, da ist eine kleine Entzündung, wenn Sie endgültig Ruhe haben wollen, können Sie den nur ziehen lassen, aber dieses Gespräch haben wir schon mehrmals geführt.“ Ja, Herr Doktor, alle vier Weisheitszähne und alle immer noch drin, wer weiß, was sonst mit meiner Weisheit geschehen würde, also bleibt alles so wie es ist, danke sehr und auf Wiedersehen.

Diese Woche einiges an Job-Ärger, aber von der Sorte, der gallig wird und dabei große Ohnmachtsgefühle auslöst. Weil, wie oft noch? Alles schon hundertmal erklärt, beschrieben und erläutert, aber es kommt nicht an. Es gibt da schon eine riesige Kluft zwischen den operativ Tätigen, die Bescheid wissen über die vielen kleinen Fallstricke und Seitenwege, die man überwinden und gehen muss, und den Leitungspersonen, die das alles gegenüber dem Geldgeber wissen und argumentieren können soll(t)en. Dabei haben sie sehr hartnäckige Vermutungen und Fantasien, die man ihnen mittels Zahlen und Fakten untermauern soll, auch wenn diese Zahlen und Fakten das einfach nicht hergeben. Sie verstehen viele Dinge nicht, weil ihnen Grundlagenwissen fehlt, über komplexe Prozesse mit vielen Beteiligten, selbstgestrickte Workarounds, überbordenden Deppen-Datenschutz (ich übertreibe nicht!), der Workload, der so viel priorisieren soll, dass man nicht mehr weiß, was hat von den priorisierten Dingen eigentlich Priorität. Und dann verfallen sie in Panik und wollen irgendwas Abstruses, das Rad neu erfinden zum Beispiel, weil sie glauben, noch NIEMAND vor ihnen war gescheit genug, das Rad zu erfinden, und man steht da und denkt sich, wozu hackeln wir eigentlich wie die Blöden und passen auf und weisen hin und hauen uns rein, wenn dann eh wieder alles mit einem Federstrich umgeschmissen wird?

Mein Frust damit sieht seit dieser Woche aus wie der böse schwarze Stern aus Luc Bessons „Fifth Element“. Wenn man ihn mit den Frust-Sonden und -Atombomben der Kolleg*innen beschießt, wächst er nur noch weiter. Er füllt mein Inneres völlig aus, dringt mir aus Augen und Nase wie die schwarzen Tränen auf der Stirn von Gary Oldman und ich werde verschlossen und schwarzhumorig, ich verliere den Glauben an die ganze Sache und hab einfach wirklich keine Lust mehr auf den Scheiß. Die Challenge ist, das in einem halbwegs konzilianten Ton an die Betroffenen zu kommunizieren, ich hoffe, es ist mir gelungen. Jetzt erstmal Wochenende mit Spiel, Spaß und Gesang und jetzt darf ich auch wieder essen und trinken! Darauf ganz schnell einen Kaffee!

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